Fernkälte
Fernkälte ist genau genommen das Gegenteil von Fernwärme, ähnlich wie bei der Fernwärme wird Wasser thermisch verändert. Im Unterschied zu Fernwärme wird bei der Fernkälte das Wasser abgekühlt und in Rohrnetze, die ähnlich wie Fernwärmenetze sind, geleitet. Der große Vorteil von Fernkälte besteht darin die Energiekosten für Kühlungsenergie drastisch zu reduzieren, da die Kälte nicht in kleinen uneffektiven Klimaanlagen produziert wird sondern in großen Kompressionskältemaschinen welche durch die ständige Wartung und Kontrolle sehr effektiv arbeiten.
Lieferung von kaltem Wasser
Hierbei wird in einer Kältezentrale die erforderliche Kälte erzeugt und über wärmegedämmte Kältenetze an die Verbraucher geliefert. Physikalisch ist hier die Bezeichnung „Kältelieferung“ irreführend. Technisch richtig ist, dass bei der Kältelieferung dem Kunden überschüssige Wärme abgenommen wird. Dazu wird eine Vorlauftemperatur im Netz von etwa 6 °C zur Verfügung gestellt. Beim Verbraucher wird dessen überschüssige Wärme, zum Beispiel bei Klimatisierung, in das Netz direkt oder indirekt übernommen. Die Rücklauftemperatur ist demnach höher als die Vorlauftemperatur, etwa 12 °C und mehr. Über Kälteanlagen wird diese überschüssige Wärme in der Kältezentrale dem Kältenetz wieder entzogen. Hauptbestandteil der Kälteanlagen sind Kältemaschinen.
Nutzung von Fernkälte
In vielen mit Fernwärme versorgten Gebieten werden in Einrichtungen mit hohem Kältebedarf Absorptionskältemaschinen mit Hilfe von Fernwärme betrieben. Hierbei wird dem Kunden wie im Winter heißes Wasser geliefert und erst vor Ort Kälte erzeugt. Dies ist sinnvoll, da elektrisch betriebene Klimaanlagen gerade zu Spitzenlastzeiten große Leistungen benötigen.
Platzeinsparung und schonender Betrieb
Da kein Strombedarf anfällt, besteht auch kein Platzbedarf für Trafo-Stationen und Kältezentralen. Dadurch wird wertvolle Mietfläche gewonnen. Fernkälte-Anlagen erzeugen zudem weniger Lärm, weniger Schwingungen und weniger elektrische Störfelder und sind daher zum Beispiel für den Einsatz in großen Krankenhäusern sehr gut geeignet
Emissionsreduktion und Ressourcenschonung
Absorptionskältemaschinen für Fernkälte benötigen Strom aus dem öffentlichen Netz nur als Hilfsenergie und nicht zum Antrieb. Dadurch können fossile Ressourcen erheblich eingespart werden. Im Vergleich zu modernen Kompressionskältemaschinen verbrauchen Absorptionskältemaschinen lediglich ein Zehntel an fossilen Brennstoffen. In Hinblick auf das CO2-Einsparungspotenzial kann durch Fernkälte gegenüber konventionellen Anlagen das 2,5-Fache an CO2-Äquivalenten eingespart werden. Eine weitere positive Auswirkung auf die Umwelt besteht darin, dass die Abwärme – statt Flüsse und Atmosphäre durch Abwärme aufzuheizen – einer sinnvollen Nutzung zugeführt wird.
Kostenfreundlichkeit
Für den Kunden ist Fernkälte auch aus wirtschaftlichen Gründen interessant: Wie bei der Fernwärme erweisen sich auch Kältezentralen als besonders wirtschaftlich. Gegenüber dezentralen Kältemaschinen lässt sich ein wesentlich höherer Wirkungsgrad erzielen. Die Anschaffungs- und Anfangsinvestitionen für Fernkälte amortisieren sich – vor allem in Hinblick auf die steigenden Energiepreise – bereits in wenigen Jahren und machen sich mittelfristig durch die niedrigeren Betriebskosten bezahlt. Darüber hinaus verursachen Fernkälte-Anlagen auch geringere Wartungskosten